Fleischrinder-Herdbuch – kleine Geschichte




Bis Ende der 50-iger Jahre des letzten Jahrhunderts war die Haltung von Mutterkühen in Deutschland eine kaum bekannte bzw. praktizierte Rinderhaltung. Hierzulande lag der Schwerpunkt eindeutig auf eine Haltung von sogenannten Zweinutzungsrindern, d. h. Tiere für die Milch- und Fleisch-Erzeugung. In den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland waren das vorwiegend Rinder der Rassen Rot- und Schwarz-Bunt und in einigen Gebieten der genannten Bundesländer kamen Tiere der Rassen Glan, Rotes Höhen- wie aber auch vereinzelt Fleckvieh dazu.

Wirtschaftliche Zwänge, wie aber auch eine rasant fortschreitende Entwicklung in der Zucht auf Milchmengensteigerung pro Kuh und Jahr und eine gezielte Tierernährung gaben den Startschuss zu einer spezialisierten Rinderhaltung. Stand zunächst eindeutig die Milchgewinnung im Fokus wurde auf Grund eines zu raschen, hohen Milchaufkommens sowie eine resultierende Unwirtschaftlichkeit kleinerer und vom Standort benachteiligter Betriebe auch der Blick frei für eine sogenannte „Fleischrinderhaltung“. Die Muttergebundene Kälberaufzucht (Mutterkuhhaltung) hatte in benachbarten Ländern wie Frankreich und Großbritannien eine Jahrhundert alte Tradition. Bis heute haben viele der in Deutschland gehaltenen Fleischrinderrassen ihren Ursprung im benachbarten Ausland. Erst in den letzten ca. 15 Jahren kommen einige ursprünglich hier heimische Rassen, die jetzt ausschließlich in der Mutterkuhhaltung genutzt werden, hinzu. Der Grund für diese Entwicklung ist in der züchterischen Intention einiger Rinderhalter und nicht zuletzt auch auf eine staatliche Subvention zur Erhaltung von vom Aussterben bedrohter Rinderrassen zu sehen.

Wie bereits erwähnt bilden importierte Fleischrinderrassen den Grundstock der Mutterkuhhaltung in den genannten Bundesländern, wie aber auch in ganz Deutschland. Eine hierzulande wohl erste sogenannte Fleischrinder-Herdbuchzucht begann im Mai 1961 in Haltern (Westfalen). Hier gründeten Züchter ein Herdbuch für Aberdeen-Angus-Rinder. Das seit diesem Zeitpunkt bestehende „Nordrhein- Westfälische Angus-Herdbuch“ muss in diesem Zusammenhang als Ursprung der Herdbuchzucht von Fleischrindern in der hiesigen Region genannt werden.

Bereits Mitte der 60er Jahre wurden die ersten Charolais-Tiere aus Frankreich im Angus-Herdbuch registriert. Schon bei der Einführung der Eigenleistungsprüfung in Eickelborn, 1969, wurde die gleiche Anzahl Angus- und Charolaisbullen geprüft. Bis 1975 kamen noch die Rassen Weißblaue Belgier und Limousin hinzu. Als Absatzmöglichkeit für Zuchttiere – vorwiegend Deckbullen – konnten Auktionen des Verbandes genutzt werden. Neben diesen Reinzuchtmärkten begann man bereits 1978 als erste Organisation mit dem Aufbau von sogenannten Absetzerauktionen für Nutztiere. Die erzielten Steigpreise dieser Auktionen sind auch heute noch das Preisbarometer für diesen speziellen Jungtiermarkt.

Neben den oben bereits genannten Rassen werden Mitte der 80-iger Jahre erstmalig die Rassen Highland und Galloway als sogenannte Extensivrassen im Herdbuch erfasst. Im Jahr 1987 erfolgte die Fusion mit dem „Verband der Fleischrinderzüchter und -halter Saar-Rheinland-Pfalz“ zum „Fleischrinder-Herdbuch Bonn e. V.“ (FHB). Das FHB ist der größte spezialisierte Fleischrinderzuchtverband in Deutschland. Aktuell werden 26 verschiedene Fleischrinderrassen herdbuchmäßig erfasst. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe beläuft sich auf knapp 1400 Betriebe. Wir finden diese Form der speziellen Rinderzucht und -haltung in landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieben sowie als Betriebszweig in Haupt- und vorwiegend in Nebenerwerbsbetrieben.

Mutterkuhhaltung liegt voll im Trend! Fast alle Medien haben sich in den letzten Jahren mit der landwirtschaftlichen Tierhaltung beschäftigt. Begriffe wie Massentierhaltung, Tierwohl aber auch Biodiversität, Natur- und Umweltschutz rücken hier häufig ohne klare Abgrenzung in die Diskussionen. Die Mutterkuh- /Fleischrinderhaltung mit der „Kälberaufzucht natürlich an der Kuh“ und dem resultierenden Bild grasender Kühe mit Kälbern in den Grünland geprägten Regionen sind hier Sinnbild einer intakten, durch den Verbraucher durchaus akzeptierten Landwirtschaft geworden.

Damit diese in der Bevölkerung positiv besetzte, ökologische Landwirtschaft in den Grünlandregionen Westerwald, Hunsrück, Eifel, dem Sauer- und Siegerland, Eggegebirge, Teutoburger Wald und den verschiedenen Flussauen, etc. zukünftig weiter erhalten bleibt, muss diese Form der Rinderhaltung nachhaltig ökonomisch entlohnt werden.

 




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